Was haben Sophia Loren und Brigitte Bardot mit dem Boccia Club Thun gemein?

  29.08.2024 Sport-Reportagen

Wer hin und wieder die Qual hat, an einem Jubiläumsanlass oder einer Generalversammlung teilnehmen zu müssen, weiss es: Die Ansprachen sind oft langfädig, schleppend, schwerfällig, langweilig, einschläfernd. Doch beim Jubiläum des Boccia Club Thun war alles anders. Der Besuch wurde zu einem echten Vergnügen. Die beiden Festredner, Gemeinderat Reto Schertenleib und Ehrenmitglied Arthur Gottschalk, zogen in ihren Festreden alle Register. Unterhaltsam, erfrischend, kurzweilig, vor Ideen sprühend, perfekt vorbereitet, zogen sie die Gästeschar mit vielen gelungenen Pointen in ihren Bann.

Reto Schertenleib, im Thuner Gemeinderat als Direktor Bau und Liegenschaften für relativ trockene Angelegenheiten zuständig, fühlte sich als ehemaliger Schweizermeister im Rollhockey und Fan des FC Thun Berner Oberland unter Sportlern sichtlich wohl – seine klare Niederlage am frühen Morgen als Boccia-Lehrling hatte er offensichtlich gut verdaut. Und apropos Vorbereitung: Schertenleib hatte sich offensichtlich vor seinem Auftritt bei Wikipedia schlau gemacht. «Brigitte Bardot, Sophia Loren und Giorgio Armani sind Jahrgänger des Boccia Club Thun. Doch während Loren und Armani als Vertreter unseres südlichen Nachbarlands sich wohl für Boccia entscheiden würden, könnte Brigitte Bardot sagen «Pardon, je préfère le pétanque.» In Schertenleibs Rede folgten sich die Höhepunkte Schlag auf Schlag – der nächste Redner, Arthur Gottschalk, war gefordert. Doch der beste Boccia-Spieler in der 90-jährigen Geschichte des BC Thun doppelte auf gleich hohem Niveau nach. Nachdem er Gemeinderat Schertenleib für seine Zukunft als Boccia-Spieler Mut zugesprochen hatte – «es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen» – blickte er auf den schwierigen Beginn seiner Karriere zurück. «Junioren durften zu meiner Zeit noch nicht spielen. So kam es, dass ich immer, wenn mein Vater spielte, als professioneller Löcherflicker tätig war. Immer wenn ein Spieler eine nahe dem Pallino liegende Kugel mit einem Raffa oder Volo wegspedierte, nahm ich Sand aus der Ravioli-Büchse und flickte das Loch. Nach rund zwei Jahren hatte mein Vater ein Einsehen. Wir spielten immer zusammen, wenn sonst niemand auf der Bahn anwesend war und stets in die gleiche Richtung, damit wir sahen, wenn jemand kommt und ich die Ravioli-Büchse sofort ergreifen konnte…»

Die neue Zielgruppe

Gottschalk, als Lehrer in Thierachern tätig, liess die aufmerksamen Gäste auch wissen, weshalb man im Verein bezüglich Werbung neuer Mitglieder eine Kehrtwende vorgenommen hat. «Als Lehrer war ich mit jeder meiner Schulklassen hier auf der Bahn – mit mässigem Erfolg. Von rund 2000 Schülerinnen und Schülern ist ein einziger übriggeblieben. Deshalb werben wir nun bei angehenden Rentnern und dies mit bedeutend mehr Erfolg. Statt 30 weisen wir heute bereits 60 Mitglieder auf.»

Speis und Trank und gute Unterhaltung

Boccia schnuppern, Kinderschminken, Musik der Party-Band Thun und ein glänzender Auftritt des Komikers Martin Sumi rundeten den gelungenen Anlass ab. Nicht ohne sich am reichhaltigen Buffet bedient zu haben, verliessen die bestens gelaunten Gäste das von OK-Team um Anlage-Chef Roland Gerber perfekt organisierte Fest erst gegen Abend, satt und mit vielen neuen Informationen über den Boccia Club Thun. Pierre Benoit

 


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