Einer für alle – der Thuner Stadtlauf

  15.08.2024 Reportagen

Mit einem vielfältigen Programm steht einer der attraktivsten Schweizer Volksläufe zum 29. Mal bevor. Gegen 3500 Läuferinnen und Läufer sind am Start und geniessen die besondere Atmosphäre des Thuner Stadtlaufs. Ein Gespräch mit dem Vereinspräsident Philippe Deriaz.

Herr Deriaz, Sie sind seit 2019 Präsident des Vereins Thuner Stadtlauf. Was motiviert Sie dazu?
Mit meinen Engagements setze ich mich stets für das Milizprinzip und die Wichtigkeit von ehrenamtlichen Tätigkeiten zugunsten unserer Gesellschaft ein und versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen. Mein Netzwerk und meine Erfahrungen bei Anlässen und deren Organisation kommen mir sehr entgegen. Zu gewissen Teilen profitiere ich da auch von meiner militärischen Ausbildung. Erfolgreich kann ich das aber nur gemeinsam mit einem Team, dem OK, umsetzen.

Was macht den Thuner Stadtlauf so besonders?
Die gesamte Atmosphäre, das engagierte OK und die schöne Region, in der wir unseren Lauf organisieren dürfen machen ihn einzigartig.

Stadtläufe gelten als willkommene Abwechslung zum Laufsport. Wie viele vergleichbare gibt es in der Schweiz?
Es gibt in der Schweiz eine grosse Anzahl von Volksläufen. Gerne sagen wir von unserem, dass er der schönste ist. Eine gute Übersicht bietet die Plattform www.swiss-running.ch.

Welche Fähigkeiten sind in Thun besonders gefragt?
Unser Stadtlauf ist für alle. Dafür bieten wir verschiedene Kategorien an. So sollte jeder und jede das Passende für sich finden. Es ist aber unbestritten in erster Linie ein Anlass für die ganze Familie, wo sportliche Höchstleistungen weniger im Vordergrund stehen.

Was tun Sie, um sowohl für Erfahrene als auch für Anfängerinnen und Anfänger attraktiv zu sein?
Mit einem breiten Angebot und verschiedenen Kategorien versuchen wir, diesen breiten Zugang zu schaffen.

Gibt es spezielle Programme, um die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen zu fördern?
Dies versuchen wir mit besonderen Angeboten für Schulen oder Gruppen. Partnerschaften mit anderen Thuner Vereinen können hier ebenso zum Zuge kommen. Seit 2023 gibt es den Family-Run von MIGROS, wo wir gezielt Familien ansprechen und so das gemeinsame Laufvergnügen steigern. Hier steht der Fokus auf dem Erlebnis. Zudem werden unter allen Familien tolle Preise ausgelost. Dank unserem Hauptsponsor Diemtigtal Tourismus und seinem «Grimmimutz» erhalten alle Kinder und Jugendlichen seit 2023 eine «Grimmimutz-Medaille», die sehr beliebt ist. Dieses Jahr dürfen wir neu und dank der Unterstützung der AEK Bank 1826 ein extra kreiertes T-Shirt abgeben. Da werden viele Kinderaugen leuchten.

Wie gestalten Sie die Planung, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
In jährlich zirka acht bis zehn OK-Sitzungen bereiten wir uns auf den Stadtlauf vor. Wir arbeiten in verschiedenen Ressorts, in denen die OK-Mitglieder beim Gestalten massgebend frei sind. Entscheidend ist zudem die sinnvolle Integration der Partner, wie z.B. die Stadt Thun, die Sicherheit, die STI, die Gastronomen, usw. Hier werden wir von allen sehr zuvorkommend unterstützt. Gesicherte finanzielle Mittel sind für einen solchen Anlass von entscheidender Bedeutung. Ohne Sponsoren wäre es nicht möglich. Daher sind Sponsoring und eine grosse Anzahl Teilnehmende enorm wichtig. Eine Herausforderung ist es auch, stets genügend Helfende für den Lauftag am Start zu haben.

Welche organisatorischen Herausforderungen treten alle Jahre wieder auf und wie meistern Sie diese?
Die erste Herausforderung beginnt schon im Vorjahr, wenn es um das Austragungsdatum und die Bewilligungen geht. Hier werden wir von der Stadt Thun sehr gut unterstützt. Im Anschluss müssen die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und das OK in allen Funktionen besetzt sein. Es gelingt nur als Team, einen solchen Anlass zu organisieren. Mein Anspruch ist es, all das möglichst ideal zu koordinieren und gute Voraussetzungen zu schaffen.

Welche Sicherheitsvorkehrungen und logistischen Massnahmen sind essentiell für Läuferschaft und Publikum?
Wir erstellen für den Lauf stets ein Sicherheitskonzept und arbeiten eng mit dem Spital STS zusammen. Bei möglichen Vorkommnissen kann den Läufern so ganz schnell geholfen werden.

Wie koordinieren Sie die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und freiwilligen Helfenden?
Im März organisieren wir jeweils einen Anlass mit sämtlichen Partnern. So können wir früh bereits die Schnittstellen herstellen und lernen einander auch physisch kennen. Mit der Stadt Thun findet vor und nach dem Lauf ein Koordinationsrapport statt. So können wir uns stetig verbessern. Das Rekrutieren von freiwilligen Helfenden ist auch dank der Zusammenarbeit mit anderen Thuner Vereinen möglich.

Wie hat sich der Thuner Stadtlauf über die Jahre entwickelt und welche Ziele verfolgen Sie?
Wir wollen seinen allseits beliebten Charakter behalten und dazu stets eine einwandfreie Organisation sicherstellen. Ein wichtiges Ziel ist es, immer genügend Leute für das Organisationskomitee zu finden und dieses auf lange Sicht zu besetzen. Für die Läuferzahl liegt unser Zielwert bei 3500.

Welche Vision besteht für den Thuner Stadtlauf von morgen mit welchen Neuerungen?
Wir haben schon einiges versucht. Beispielsweise einen Halbmarathon, den Schlossbergsprint, und es standen noch mehr Ideen im Raum. Aufgrund von etlichen Rückmeldungen haben wir erkannt, dass sich die Läuferschaft im Wesentlichen eine Konstanz in punkto Strecke wünscht und häufige Änderungen nicht so gut ankommen. Sportlerinnen und Sportler wollen sich untereinander sowie an den eigenen Ergebnissen aus den Vorjahren messen. So fällten wir diesen Grundsatzentscheid: Die Hauptstrecke soll stets durch die Stadt führen, auch wenn das eine Begrenzung der Läuferzahl zur Folge haben könnte.

Betreiben Sie selber Laufsport?
Früher mehr, heute trainiere ich nicht mehr so regelmässig. An diesem sportlichen Grossanlass faszinieren mich vor allem, ein Team auf ein gemeinsames Ziel auszurichten, sowie die Lockerheit und die Geselligkeit unter Einbezug von vielen lokalen Partnern.
Barbara Marty

 


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