Ein überlegener Sieger und glänzende Junge beim «Chemihütte»-Schwinget

  26.09.2024 Reportagen

Ein Jahr vor dem Jubiläum der 50. Austragung des «Chemihütte»-Schwinget passte in Aeschiried alles. Ideales Wetter, 1320 gut gelaunte Zuschauende, überraschende junge Schwinger und mit Patrick Gobeli ein überlegener Sieger, der bereits im Anschwingen die Weichen in Richtung Festsieg stellte. Dort bodigte er den zweiten anwesenden Eidgenossen, Patrick Schenk, und liess sich in der Folge fünf weitere Siege notieren, davon zweimal die Bestnote.

Der 26-Jährige aus Oey, kürzlich am Jubiläumsschwingfest «125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband» im hervorragenden 5. Rang klassiert, beeindruckte mit seinem vielseitigen Repertoire und wurde seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. Nachdem er 2017 gegen Kilian Wenger und 2022 gegen Thomas Inniger den Schlussgang verloren hatte, ist es für Patrick Gobeli der erste «Chemihütte»-Sieg.
Patrick Schenk vom Schwingklub Sumiswald, zweifacher Eidgenosse, vermochte die Niederlage im Anschwingen gegen Patrick Gobeli trotz vier Erfolgen nicht mehr zu korrigieren, weil er gegen den nachmaligen Schlussgang-Teilnehmer Josias Wittwer stellte und so den Tag auf Rang 5c abschloss.
Das «Chemihütte»-Schwingfest bedeutet in jedem Jahr den Abschluss der Schwingsaison im Kanton Bern. Dass nach einer kräftezehrenden und langen Saison die meisten Spitzenschwinger deshalb den Weg nach Aeschiried nicht auf sich nehmen, ist zwar schade, aber durchaus verständlich. Klar, dass die Zuschauer die ganz bösen Berner wie Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Bernhard Kämpf, Matthias Aeschbacher oder Michael Ledermann gerne im Sägemehl gesehen hätten, doch für all diese Schwinger beginnt in einem Monat bereits die Vorbereitung auf die kommende Saison mit dem Eidgenössischen in Glarus als Höhepunkt. So sagte beispielsweise der ungeschlagene Überschwinger der Saison, Fabian Staudenmann, zum Thuner Amtsanzeiger: «Für mich geht es jetzt darum, die kleinen Bobos, die jeden Schwinger am Ende einer Saison plagen, auszukurieren, mich bestmöglich zu erholen, um dann bei vollen Kräften zu sein, wenn es wieder losgeht.» Das Risiko, eine Verletzung zu erleiden, wollen die ganz Bösen nicht mehr eingehen.

Blum und Nägeli überraschen
Manch einer rieb sich in Aeschiried die Augen, als er nach zwei Gängen die Zwischenrangliste in den Händen hielt. Mit zwei Siegen mit der Maximalmote 10 stand mit dem 18-jährigen Nico Blum ein Mann auf Platz 1, der in seiner jungen Karriere noch nie einen Kranz gewonnen hat. Blum gewann auch am Nachmittag zwei Gänge und landete schliesslich auf dem hervorragenden Rang 5e – er ist ein Versprechen für die Zukunft.
Noch weiter oben reihte sich in der Schlussrangliste Leandro Nägeli ein. Mit zwei Gestellten und vier Siegen belegte der Schwinger aus Hasliberg Reuti schliesslich den zweiten Platz, ein Riesenerfolg für den 21-Jährigen, der bereits einen Berg- und acht Gauverbandskränze erschwungen hat.

Weniger erfolgreich als im Vorjahr, als er sich als Festsieger feiern liess, schnitt Adrian Klossner ab. Weil er gegen Leandro Nägeli und Fabian Schärz stellte, schaute schliesslich Rang 4 für den Mann vom Horboden heraus.
Für Jan Wittwer, der vergangene Woche das Herbstschwinget in Mümliswil gewonnen hatte, begann der Tag denkbar schlecht. Der Mann aus Faulensee verlor seine beiden ersten Gänge gegen David Lüthi und Pascal Oberli und so beendete der Mitfavorit den Tag trotz drei Maximalnoten im enttäuschenden Platz 7g.

Perfekte Organisation
Einmal mehr glänzte das Organisationskomitee in Aeschiried mit einer hervorragenden Arbeit. Das Team um Präsident Ueli Santschi hatte nicht nur Wetterglück, sondern trug mit einer umsichtigen Planung viel zum Gelingen des Anlasses bei. Auf ihre Rechnung kamen auch die kulinarischen Geniesser. Vom «Chäsbrägu» über die leckeren Bratwürste und Cervelats bis zum Softeis gab es für jeden Geschmack etwas im reichhaltigen Angebot und auch die durstigen Kehlen konnten ohne lange Wartezeiten an den verschiedenen Verkaufsständen oder im Restaurant schnell gelöscht werden. Pierre Benoit


Der prominente «Rächeler»

Der aufmerksame Beobachter staunte beim «Chemihütte»-Schwinget nicht schlecht. Wurde bei Unterbrüchen das Sägemehl auf den drei Plätzen «gerächelet» und bespritzt, stand der wohl prominenteste Anwesende im Einsatz.

Der unweit von Aeschiried wohnhafte dreifache Eidgenosse und achtfache
Festkranzsieger Matthias Siegenthaler stellte dem Organisationskomitee seine Dienste zur Verfügung. Dazwischen verfolgte der ehemalige Schönschwinger (Spezialität «Kurz») die Duelle im Sägemehl aufmerksam. In Aeschiried stand die ganze Familie Siegenthaler im Einsatz. Ehefrau Jeanne im Sanitätsdienst, Sohn Jimmy als «Täfelibub» und Sohn Mats unterstützte seinen Vater beim «Rächelen» tatkräftig. Siegenthaler stand übrigens in Aeschiried auch einmal als Aktiver im Einsatz. Er bezwang damals zwar den späteren Schwingerkönig Kilian Wenger, gewann das Fest aber nicht.


Die Sieger seit 2010

2024 Patrick Gobeli

2023 Adrian Klossner

2022 Thomas Inniger

2021 Konrad Steffen

2019 Matthias Aeschbacher

2018 Thomas Sempach

2017 Kilian Wenger

2015 Thomas Sempach

2014 Matthias Glarner

2013 Matthias Glarner

2012 Matthias Glarner

2011 Remo Stalder

2010 Matthias Glarner und Simon Anderegg


Glarner der Erfolgreichste
Erfolgreichster «Chemihütte»-Schwinger war bisher Matthias Glarner, der Schwingerkönig von Estavayer 2016, mit sechs Festsiegen. Dahinter folgt Johann Santschi mit vier Erfolgen vor Ernst Schläpfer, Roger Brügger und Christian Bürki mit je drei Siegen. Mit Heinrich Knüsel (Sieger 1985 und 1986), Adrian Käser (1993) und Kilian Wenger (2017) stehen drei weitere Schwingerkönige auf der Siegerliste.


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