75 Jahre Begeisterung und Leidenschaft für den Rudersport

  11.07.2024 Sport-Reportagen

Der 1949 ins Leben gerufene Ruderclub Thun feiert im Herbst sein 75-Jahr-Jubiläum. Er tut dies nicht mit Pauken und Trompeten und auch nicht mit einer grossen Galaveranstaltung. Die Thuner Ruderer planen eine interne, bescheidene Feier mit den Klubmitgliedern. Denn eines ist klar: Wer im Ruderclub Thun aktiv ist, bewegt sich lieber auf dem Thunersee als in der Festhütte.

Im Bootshaus am Lachenweg empfängt uns Dieter Lüthi, seit 2018 im Vorstand und seit 2019 Präsident des Vereins. Der gebürtige Basler – was im Gespräch unschwer zu erkennen ist – kam mehr oder weniger durch Zufall zum Rudersport, sozusagen wie die Jungfrau zum Kind. Der Wechsel ins Bernbiet erfolgte aus beruflichen Gründen, seit einigen Jahren wohnt die Familie Lüthi nicht nur in der Nähe des Thunersees, sondern ebenso des Ruderclubs. Weil das Familienoberhaupt, der begeisterter Radfahrer, Hobbyläufer und Aikido-Kämpfer war, wegen diverser Verletzungen und Kniebeschwerden eine neue sportliche Betätigung suchte, blieb er schliesslich auf seinen Spaziergängen entlang den Gestaden des Thunersees beim Ruderclub hängen. «Das könnte etwas für mich sein», sagte sich der nach wie vor topfite Präsident, schnupperte und war schon kurz darauf stolzes Mitglied des Ruderclubs. Seit fünf Jahren präsidiert er den Verein, rudert selbst mehrmals wöchentlich und äussert sich begeistert über die Zusammenarbeit im achtköpfigen Vorstand. Nicht ohne Stolz lässt er den Besucher wissen, «dass sich die Klubleitung aus vier Frauen und ebenso vielen Männern zusammensetzt. Gilt es wichtige Entscheide zu treffen, wird dies immer im Gesamtvorstand getan, so auch kürzlich, als es galt, ein neues Boot anzuschaffen.»

Fast alles im Klubbesitz
Auf der wunderschönen Anlage mit dem Klubhaus, das nicht «nur» eine grosse Halle mit Raum für die Unterbringung sämtlicher Boote bietet, die mit Ausnahme einiger weniger Skiffs im Klubbesitz sind, befinden sich in der oberen Etage auch neu renovierte, grosszügig konzipierte Säle, die mit bester Aussicht auf den See zum Verweilen einladen. Hin und wieder greift hier abends ein Mitglied zum Kochlöffel und überrascht die Klubkolleginnen und -kollegen mit einem leckeren Abendessen. «Wir wissen nie, was auf den Teller kommt, die Überraschung macht das Zusammensein doppelt schön», sagt der Präsident. Zusammensein ist für Dieter Lüthi auch ein Stichwort, um uns mehr über den Klubgeist wissen zu lassen, der im RC Thun herrscht. «Der Teamgeist, die Kameradschaft und der Zusammenhalt ist in unserem Club ausserordentlich gut, es werden Freundschaften gepflegt, die auch ausserhalb des Ruderns Bestand haben.»

Sportlich im Breitensport unterwegs

Auf dem Wasser wird im Ruderclub Thun zwar ernsthaft und auch mit einem gesunden Ehrgeiz gerudert, aber Teilnahmen an Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften sind nicht das Ziel der Aktiven. Doch ganz ohne Wettkampf geht es auch am Lachenweg nicht. Lüthi: «Am Armada-Cup auf dem Wohlensee, der heute Bern Boat Race heisst, standen in verschiedenen Bootsklassen schon Vertreterinnen und Vertreter unseres Clubs auf dem Treppchen.» Auch sonst zeigen die Ruderinnen und Ruderer beachtliche Leistungen. Bei der jährlich zweimal stattfindenden Seerundfahrt rudern die Akteure bis nach Neuhaus und zurück und bringen so rund 40 Kilometer hinter sich, für die Skiffiers anstrengender als für die Mitglieder in den beiden Achtern, die im Besitz des Ruderclubs sind, der eine rund 40-jährig und aus Holz. Aktiv vertreten ist der Ruderclub Thun auch immer bei der 32 Kilometer langen Fahrt von Neuenburg nach Biel, noch strenger wird es, wenn der Wettbewerb wegen unruhigem Gewässer oder Wind auf die Aare verlegt wird, dann gilt es zwischen Solothurn und Büren an der Aare rund 40 Kilometer zu absolvieren. Hin und wieder ist man auch zu Besuch bei einem befreundeten Verein, zuletzt war dies beim Seeclub Richterswil und beim Ruderclub Thalwil der Fall, nächstens geht die Reise sogar nach Holland.

Ein Hauch Oxford gegen Cambridge

Das bekannteste Ruderrennen ausserhalb der grossen Anlässe wie Olympische Spiele, Weltoder Europameisterschaften, ist der «Boat Race» auf der Themse, wo sich Achterboote der Universitäten Cambridge und Oxford den hoch angesehenen Sieg seit rund 200 Jahren streitig machen. Immer wieder sitzen auch Schweizer Spitzenruderer in den Booten, die Statistik weist derzeit bei 187 Austragungen 86 Siege für die light blues (Cambridge) gegenüber 81 Erfolgen der dark blues (Oxford) aus. Nicht ganz so traditionell und prestigeträchtig ist der Vergleich der Achterboote des Ruderclubs und des Seeclubs Thun, der während Jahren fester Bestandteil im Programm der beiden Vereine war. In den letzten Jahren haben sich die Beziehungen der einst rivalisierenden Vereine wieder stark verbessert, bei unserem Besuch lagerten sogar Boote des Seeclubs vor dem Bootshaus des Ruderclubs, weil aufgrund des Hochwassers Ausfahrten vom Scherzliweg aus (der Standort des Seeclubs) kaum möglich waren. Eines der Ziele von Präsident Dieter Lüthi ist es, in den kommenden Jahren diesem Vergleich der Achterboote wieder neues Leben einzuhauchen.

Den Nachwuchs pflegen

Zentral ist im Ruderclub Thun auch die Pflege der Ruderinnen und Ruderer im Nachwuchsbereich. «Im Moment sind bei uns mit grosser Begeisterung sechs Juniorinnen und drei Junioren aktiv. Wir pflegen den Nachwuchs, er wird von erfahrenen Klubmitgliedern begleitet und unterstützt», sagt Präsident Lüthi und erwähnt, «dass auch ein über 80-jähriges Klubmitglied zusammen mit Kolleginnen und Kollegen noch immer regelmässig auf dem See rudert.» Fit bis ins hohe Alter, denn man weiss es schon lange: Rudern stärkt die Waden, Vorder-, Rück- und Innenseite der Oberschenkelmuskulatur, Gesäss, Hüfte, und ist aufgrund der runden Bewegungen auch gelenkschonend und entlastet Knie, Sprunggelenke und die Wirbelsäule.
Pierre Benoit


Firmenanlässe und Schnuppertrainings

Beliebt und gefragt ist Rudern auch bei Firmen und Vereinen, die bei ihren Besuchen von Mitgliedern des Ruderclubs Thun in die Geheimnisse dieser gesunden und faszinierenden Sportart eingeweiht werden. So war beispielsweise das Fanionteam von Wacker Thun Gast beim Ruderclub und machte Fussballtrainer Christian Gross mit einer von ihm betreuten Gruppe aus dem Basler Finanzdepartement einen Abstecher zum Ruderclub Thun.

Im Angebot des RC Thun findet man Schnuppertrainings, welche regelmässig durchgeführt und von Mitgliedern des Ruderclub Thun begleitet werden.


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